Kly­sens Rei­se­de­pe­sche prä­sen­tiert mit gro­ßer Freude den drit­ten Gast­bei­trag von Alex, der auf Cami­guin Island (Mind­a­nao, Phil­ip­pi­nen) dem Gang der Wel­len (und so) nachsinnt…

Caga­yan de Oro. Wir neh­men die Fähre nach Cami­guin. Ich mag es nicht, auf dem Meer zu sein. Ich schaue die Wel­len an. Die Bud­dhis­ten sagen, die Men­schen seien wie Wel­len, keine indi­vi­du­el­len Ein­hei­ten, son­dern ein Teil ein grö­ße­rer Zusam­men­ge­hö­rig­keit. Wie das Meer. Sie behaup­ten, wir wür­den ein­an­der bes­ser ver­ste­hen, wenn wir begrei­fen wür­den, dass wir zusam­men gehören.

Auf der klei­nen Insel Cami­guin erhe­ben sich sie­ben Vul­kane, die von Regen­wald bewach­sen sind. An der Straße, die rund um die Insel führt, ste­hen ein­fa­che, nette Häu­ser… Blu­men und spie­lende Kin­der… eine Atmo­sphäre von Ruhe und Freund­lich­keit. Wir erfor­schen die Insel mit Motor­bike und fin­den eine wun­der­schöne Was­ser­fall, und füh­len uns wie in einer Wer­bung für Haar­spü­lung. :D

Wir sehen nicht viele Tou­ris­ten. Die wir tref­fen sind Pär­chen: Ein wei­ßer, oft älte­rer Mann mit viel jün­ge­ren Mäd­chen. Ein Mäd­chen aus den Phil­ip­pi­nen. Sein Girl­fri­end. Sie sit­zen still im Café, sie streicht sanft seine Arm. Wir wis­sen nicht, was sie für ein Ver­hält­nis haben. Aber Vor­ur­teile tau­chen schnell, sehr schnell, auf.

Sind diese Mäd­chen zufrie­den? Ich habe keine Ahnung.

Habe ich das Recht, sie zu beur­tei­len? Bestimmt nicht.

Wir wer­den von Locals oft gefragt wo unsere phil­ip­pi­ni­sche Girl­fri­ends sind. Wir sagen: Wir haben keine. Wenn ich eine phil­ip­pi­ni­sche Girl­fri­end hätte müsste es unsere Köchin sein. Liebe geht bei mir durch den Magen… ;)

Nein, es ist unmög­lich zu ver­ste­hen was dies für Rela­tio­nen sind, ob es Gewin­ner und Ver­lie­rer gibt, wenn man, wie wir, kei­ner­lei Kennt­nis hat. Viel­leicht, diese ganze Geschichte wäre anders, wenn wir alle wären Wel­len in einem Meer aus Men­schen, die zusammengehören.

Viel­leicht die Bud­dhis­ten haben Recht. Bin ich eine Welle? Ich glaube nicht! Ich werde so leicht see­krank… viel­leicht weil ich es manch­mal zu schwer finde, andere Wel­len zu verstehen.

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. othis says:

    alex, du bist ein groß­ar­ti­ger mensch und ich kann ver­ste­hen, warum ihr eine so tiefe freund­schaft ent­wi­ckelt habt. mein lieb­lings­s­satz: „Bin ich eine Welle? Ich glaube nicht! Ich werde so leicht seekrank.“

    schade, dass ich die­sen rei­se­blog mit soviel zeit­ver­satz lese, aber ich bin gern mit euch unter­wegs, wäh­rend ich hier in „ost­ber­lin“ sitze…

    danke für alles !

  2. Frank aus Whm says:

    …uff was rich­test du den DAHEIM geblie­be­nen an…dem Zei­tungs­be­richt sei Dank, dass ich(nach Info an andere, diese auch) nun bis Näch­tens Deine in woh­lige Worte gefasste Reise ver­folge und Kom­men­tare lese und Bil­der schaue…tolle Bil­der, fas­zi­nie­rende Auf­nah­men, atem­rau­bende Rei­se­be­richte, schmun­zelnde Anekdoten..hör nicht auf…have a nice Trip, meine Stimme hast du, du, du, du Fern­we­h­in­fi­zie­ren­der Vagabund…Grüße aus Woi­nem und einer Mit­le­se­rin aus Bonn

    1. Eckhard Jochim says:

      Nach Bericht in den wnoz mal rein gese­hen. Boa, so kann man was erle­ben. Wün­sche eine gute und gesunde Zeit !

  3. Famos, famos. Nichts ahnend, vor dem täg­li­chen Gang in die Früh­schicht noch einen Blick in die Tages­zei­tung wer­fend, erstarre ich! Wen sehe ich da?
    Klys und der „nette in Lon­don lebende Schwede“! Voll im Bild! Ein gro­ßer, fun­dier­ter Bericht im Regio­nal­teil der wich­tigs­ten Lokal­zei­tung machen klar: Klys ist nicht nur ein Top­kan­di­dat für den Grimme Preis, son­dern offen­sicht­lich auch ein sym­pa­thi­scher Kerl, der nicht zögern würde, in puti­ni­scher Art den nächst­bes­ten Kampf­pan­zer zu besteigen.
    Meine Stimme bekommst Du!
    ZL

  4. Susie says:

    Sehr schön – und weise, geschrie­ben, lie­ber Alex. Ich wün­sche euch bei­den noch eine wun­der­bare Zeit zusammen …

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