D

Der ver­bli­chene Glanz kolo­nia­ler Zeiten

Kisumu, der Hafen an Kenias Küste des Vic­to­ria­sees, liegt ver­schla­fen vor mir. Keine Trucks kom­men hupend an, keine Kräne hie­ven Con­tai­ner auf Fracht­schiffe, es gibt keine. Nir­gends wuseln Arbei­ter geschäf­tig umher, in einem Ver­schlag hän­gen ein paar Män­ner gelang­weilt herum und pala­vern. Ein beschau­li­cher Frie­den liegt über der Szene.

Die noch von den Bri­ten ange­leg­ten Bahn­schie­nen sind über­wu­chert von Gras, Eidech­sen son­nen sich auf dem war­men Metall. Am Steg liegt ein Boot der Küs­ten­wa­che, und eines des Zolls. Schmug­gel­be­kämp­fung, aber „wer zahlt schon gerne Steu­ern?“, wie mir ein net­ter Mann ein­fühl­sam erklärt. Ich bin einverstanden.

Es gibt kleine Boote, zum Fisch­fang, die im Dickicht der Was­ser­hya­zin­then auf Beschäf­ti­gung war­ten. Die Was­ser­hya­zin­then, die vor weni­gen Jah­ren fast kom­plett den Vic­to­ria­see bedeck­ten, (und ein paar Kriege und Unru­hen) been­de­ten den See­han­del zwi­schen den Grenz­län­dern Kenia, Uganda und Tan­sa­nia. Sie dezi­mier­ten die Fisch­vor­kom­men, die kein Licht mehr beka­men durch das undurch­dring­li­che Blatt­werk. Lang­sam, nach Jah­ren des Kamp­fes kann der See wie­der atmen, und eine neue Fähr­li­nie soll noch die­ses Jahr starten.

Dane­ben lie­gen große, ros­tende Schiffe, seit Jahr­zehn­ten unbe­nutzt, die mor­schen Plan­ken wild bewach­sen, brö­ckelnd. Die Tickets der Per­so­nen­fähre modern auf dem Boden. Spin­nen­netze. Spin­nen. Sie haben das Schiff übernommen.

Wun­der­schön.

more decay.

  1. Jens says:

    Die Was­ser­hya­zin­then habe ich auch Ende 2018 in Kisumu wie­der gehabt. Zu der Zeit war fast der gesamte See im Bereich Kisumu zuge­wach­sen. Ein skur­ri­les Spektakel.
    Ansons­ten ist Kisumu im Gegen­satz zu Nai­robi und Mom­basa etwas bes­ser für Tou­ris­ten zugäng­lich, da man sich hier (gefühlt) doch noch etwas freier bewe­gen kann. Tou­ris­ti­sche High­lights sollte man jedoch nicht erwar­ten, dafür aber defi­ni­tiv ein­mal fri­schen Tila­pia in einem loka­len Restau­rant essen.

  2. Harry says:

    Habe Anfang der Sieb­zi­ger noch das von den Eng­län­dern intakt gehal­tene Kenia ken­nen­ge­lernt. Mom­basa eine idyl­li­sche, gepflegte Hafen­stadt mit einer wun­der­ba­ren Alt­stadt. Das por­tu­gie­si­sche Fort war eben­falls noch gut erhal­ten, und ich nehme an, daß es das immer noch ist, hat ja immer­hin meh­rere Jahr­hun­derte auf dem Buckel. Im Laufe der Zeit nach meh­re­ren Besu­chen konnte man neben der rasan­ten Isla­mi­sie­rung des Lan­des auch die Aus­wir­kun­gen einer wahn­wit­zi­gen Gebur­ten­rate besich­ti­gen. Seit den Neun­zi­gern ist Kenia (lei­der) für mich tabu, zumal es immer mehr Kor­rup­tion ins­be­son­dere am Flug­ha­fen gab…

  3. Nika says:

    Ich hatte bis­her nur das ver­gnü­gen eine Woche „ers­ten Kenia-Ein­druck“ zu bekom­men. Ganz Touri-typisch natür­lich am Bam­buri Beach, trotz­dem wun­der­schön, mit 2‑tägiger Safari in Tsavo und einem Tages­aus­flug nach Wasini Island. Die Städte „durf­ten“ wir gar nicht besich­ti­gen. 2014 hieß es weg­blei­ben aus den Städ­ten und kein Guide wollte uns füh­ren, zumin­dest kei­ner aus dem Hotel, denen war das Risiko zu hoch.

    Dass Städte so ver­fal­len ist ein Trau­er­spiel, erkennt man doch die Schön­heit die einst in Ihnen lag.

    Liebe Grüße,
    Nika 

    PS: Mein Rei­se­be­richt – http://www.vintasticworld.com/2017/10/09/jambo-kenia-erste-fernreise/

  4. Michael says:

    Ja das ist auch Kenia, seit 50 Jah­ren zer­fällt hier alles, Haupt­sa­che unab­hän­gig, auch wenn man nichts zu essen hat. Was mues­sen die Städte mal schön gewe­sen sein, wenn Ich immer durch Mom­basa laufe, und mir die Häu­ser in den Sei­ten­stras­sen ansehe. Aber so ist der Lauf der Zeit, es muss wohl erst alles zer­fal­len, damit es dann neu und modern auf­ge­baut wird, aber das Flair fehlt dann eben auch kom­plett. Grus aus Diani Beach in Kenia.

  5. Wolfgang Käseler via Facebook says:

    Sehr schö­nes Bei­spiel für die „Zeit­lo­sig­keit“ von Blog­ar­ti­keln /-fotos. Klasse! ;)

  6. Jens says:

    Jambo Johan­nes,
    hey bald bist du in Tan­sa­nia und von Dar es salam ist es nicht weit nach Sani­bar. Im Nor­den auf San­si­bar gibt es schöne Strände. Ich war vor einem Jahr das zweite Mal da. Mit einem Dahla Dahla (meine es war die Nr. 116) kommst du von San­si­bar hafen nach Nungwi und dort gibt es dann Erho­lung für dich!
    Grüße aus dem kalt nas­sen Frankfurt
    Jens

  7. Andrea says:

    Hallo Johan­nes,
    im Okto­ber lern­ten wir uns in Ägyp­ten ken­nen… seit­her ver­folge ich deine Berichte,deine Bil­der und Videos und bin voll begeis­tert, wollte dir nun mal Grusse schicken.
    wer­den ab 25.1.auch wie­der rei­sen, gebucht ist ein Hin­flug nach Manila und Rück­flug nach 3 1/​2 Mona­ten von Jakarta, freu mich schon.
    Liebe Grüsse Andrea

    PS: Michael hat hat mit dem Gedan­ken gespielt in den Sudan zu rei­sen (viel­leicht erin­nerst du dich, ihr habt dar­über gere­det) aber deine „Dirt-Medi­ta­tion“ hat ihn irgend­wie davon abge­bracht. Danke

    1. klys says:

      gern gesche­hen… ;-) oh, dann lau­fen wir uns viel­leicht in asien ueber den weg, werde viel­leicht in der gegend sein!

  8. Alex der Schwede says:

    Wow ich dachte immer dass Was­ser­hya­c­in­ten sind schon aber konte mir nicht vor­stel­len dass so viel Schade machen konnten…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert