Frage an Radio Eri­wan: „Was ist ein Chaos?“
„Fra­gen aus der Volks­wirt­schaft wer­den nicht beantwortet!“

Hat der geneigte Leser, wie ich selbst, erst nach  den 70er Jah­ren das Licht der Welt erblickt, besteht eine gute Chance, dass er noch nie von den Wit­zen gehört hat, die sich wäh­rend des kal­ten Krie­ges sub­til über das kom­mu­nis­ti­sche Sys­tem lus­tig mach­ten. Für mich war es das Ein­zige, was ich ent­fernt mit der Haupt­stadt Arme­ni­ens, Yer­e­van, in Ver­bin­dung brachte, ergänzt durch eine schwam­mige Vor­stel­lung von sehr grauen Sowjet­bau­ten unter einem bedrü­ckend grauen Himmel…

http://reisedepesche.de/wp-content/uploads/2010/09/Hayko-Im-Yerevan.mp3

Als ich am ers­ten Abend (es soll­ten noch viele wei­tere kom­men) auf den Platz der Repu­blik trat, fie­len meine Vor­stel­lun­gen in sich zusam­men. Eine rie­sige Anlage in der Mitte der Stadt, von attrak­ti­ven, erleuch­te­ten Regie­rungs­ge­bäu­den, Museen und Hotels umfasst. In der Mitte die „Dancing Foun­tain“, eine beschwingte Light- und Sound­show der Spring­brun­nen­an­lage. Unzäh­lige Men­schen, die in den Abend­stun­den schlen­dern, in Grup­pen her­um­sit­zen, herausgeputzt.

Auf den Stra­ßen kämp­fen die alten Ladas mit den teu­ers­ten deut­schen Auto­mo­del­len (sie mögen vor allem SUVs) um die Vor­herr­schaft, sie ver­lie­ren, fast sogar zah­len­mä­ßig. Erstaun­lich, bei einem sehr nied­ri­gen Durch­schnitts­ein­kom­men der Arme­nier. Und ein sehr gro­ßer Kon­trast zum Rest des Lan­des, der von den Geld­strö­men der gro­ßen arme­ni­schen Dia­spora (über 15 Pro­zent des BIP) weit­ge­hend abge­schnit­ten scheint.



Ein gan­zes Vier­tel im Zen­trum wurde mit gewal­ti­gen Gebäu­den kom­plett neu gebaut, ein paar Geschäfte sind schon bezo­gen (Armani & Co), das Meiste steht noch leer. Vor zwei Jah­ren muss Yer­e­van eine ein­zige Bau­stelle gewe­sen sein, in zwei wei­te­ren viel­leicht eine der schi­cken Shop­ping-Metro­po­len Europas?

Sel­ten wurde ich so über­rascht von einem Ort! Nicht, dass ich die Stadt über­trie­ben lieb gewon­nen hätte, dazu war auch der Grund mei­nes lan­gen Auf­ent­halts zu ener­vie­rend. Aber im Son­nen­schein, mit eini­gen fei­nen Cafés, hübsch deko­rier­ten Mäd­chen und inter­es­san­ten Gebäu­den gibt es wahr­lich schlim­mere Orte, um sich die Zeit zu vertreiben!




und die chicks hier sind ziem­lich willig:

    1. Ralf says:

      Aber sicher – war defi­ni­tiv ein Erleb­nis, auch wenn ich auf­grund der Flut­ka­ta­stro­phe nicht in die Region Lad­akh konnte! Bin statt­des­sen im Spiti Val­ley gelan­det. Auch nich schlecht. Bin mal gespannt wo’s dich hin­ver­schlägt in die Hima­la­yas. Gibts da nen Plan? Nepal? Indien? Oder ein­fach der Nase nach?

  1. Alex der Schwede says:

    Wow Ere­wan hat sich viel ver­an­dert! Einige von diese Bilde konnte Ber­lin sein…Unglaublich! Habe dein Feu­er­zeug auf ein photo wie­der­erkannt und ich lachelte. Ich wollte und­be­dingt eine Ziga­rette zunden…Fur einen Augen­blick flog meine Seele zu einer andere plats und Zeit:))/Alles gutes/

  2. The Breeze says:

    Johan­nes, die­sen lau­ni­gen, teils obs­zö­nen Bei­trag mit der flot­ten Musik aus und von Eri­wan möchte ich ergän­zen. Und zwar mit wei­te­ren Radio-Eri­wan-Wit­zen. Ich wusste näm­lich bis­lang nicht, dass es die­sen Radio­sen­der eigent­lich gar nicht gab. Und das die Witze stan­dard­mä­ßig begin­nen mit: „Anfrage an Radio Eri­wan.“ Das Copy­right der Wit­zig­kei­ten liegt bei Wiki­pe­dia. Johan­nes, die Web­seite ist herrlich!

    Darf man die Pilze aus Tscher­no­byl wie­der essen?
    – Im Prin­zip ja, aber Sie dür­fen Ihre Toi­lette nicht an die öffent­li­che Kana­li­sa­tion ange­schlos­sen haben.

    Hätte die Kata­stro­phe von Tscher­no­byl ver­mie­den wer­den können?
    – Im Prin­zip ja, wenn nur die Schwe­den nicht alles aus­ge­plau­dert hätten.

    Stimmt es, dass der Kapi­ta­lis­mus am Abgrund steht?
    – Im Prin­zip ja, aber wir sind bereits einen Schritt weiter.

    Gibt es in der Sowjet­union eine Pressezensur?
    – Im Prin­zip nein. Es ist uns aber lei­der nicht mög­lich, auf diese Frage näher einzugehen.

    Könnte man auch in der Schweiz den Sozia­lis­mus einführen?
    – Im Prin­zip ja, aber es wär schade um das schöne Land.

    Kön­nen Sie uns sagen, wo der Erfin­der der Radio-Eri­wan-Witze sitzt?
    – Wir wis­sen nicht, wo er sitzt, aber er sitzt bestimmt.

    Darf man die Par­tei kritisieren?
    – Im Prin­zip ja, aber es lebt sich bes­ser in den eige­nen vier Wänden.

    Kann man den Unter­schied zwi­schen Demo­kra­tie und Volks­de­mo­kra­tie ein­fach erklären?
    – Im Prin­zip ja; wie zwi­schen Jacke und Zwangsjacke.

    Kann man mit einem rus­si­schen Auto auf rus­si­schen Stra­ßen 120 km/h fahren?
    – Im Prin­zip ja. Aber nur einmal.

    Kann es in Kanada auch Sozia­lis­mus geben?
    – Im Prin­zip ja, aber wer lie­fert uns dann den Weizen?

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