Es ist mir eine große Ehre, den zwei­ten Gast­bei­trag von Alex­an­der dem Schwe­den zu prä­sen­tie­ren, dies­mal aus dem Irak.

 

„Was ist der Grund Ihres Besuches?“

„Wir sind Tou­ris­ten“, sage ich.

„Ter­ro­ris­ten?!?“

„NEIN, … TU-RIS-TEN!!!“

„Also Ter­ro­ris­ten!“, sagt der Grenz­be­amte mit einem fei­nen Lächeln und fügt hinzu: „Wel­come to Iraq!“.
Wir nip­pen lachend an dem damp­fen­den Chai, der uns ser­viert wird.

Dohuk, ers­ter Stop unse­rer Iraq­tour. Chao­ti­sche Gas­sen, Män­ner in tra­di­tio­nel­len Gewän­dern, exo­ti­sche Gerü­che, und vor allem: sehr, sehr heiß.
Es gibt nur ein freies Zim­mer in den Hotels der Stadt, und wir ver­ste­hen sofort warum es noch nicht belegt ist. Es gleicht einer Gefäng­nis­zelle ohne Fens­ter, gerade genug Platz für zwei Bet­ten, die wohl für Fakire gemacht wur­den. Es riecht nach Pisse.

Ein Hotel­an­ge­stell­ter kommt in unsere Kam­mer, und ver­mit­telt mit sei­nem Handy ein Tele­fon­ge­spräch. Wäh­rend ich zu tele­fo­nie­ren ver­su­che, schal­tet er unge­fragt den klei­nen Fern­se­her, der schräg an der kah­len Wand hängt, ein. Ein ara­bi­scher Soft­porno flim­mert uns ent­ge­gen, wäh­rend ich ver­su­che mich auf mein Gespräch zu konzentrieren…

Die­ses ent­setz­li­che Hotel wurde die per­fekte Bühne für den Beginn unse­res Video-Projektes.

Ama­diya, auf dem Gip­fel eines Ber­ges, 150 Kilo­me­ter im Osten. Schon vor vier Jahr­tau­sen­den wurde diese natür­li­che Burg von Assy­rern bewohnt, die lange in Meso­po­ta­mien herrsch­ten. Ihre Nach­kom­men leben hier noch heute. Beim Schlen­dern durch die Gas­sen des klei­nen Ortes füh­len wir uns wie Cele­bri­ties, alle schauen uns nach, flüs­tern und kichern, als ob Bowie und Jag­ger gemein­sam einen Spa­zier­gang unter­neh­men würden.

Durch Fels­ge­röll und Oli­ven­haine klet­tern und rut­schen wir den Berg hinab, keine gute Idee von Johan­nes, wie ich finde. Im Tal ent­de­cken wir inmit­ten eines klei­nen Dschun­gels eine alte Ruine einer einst präch­ti­gen Kir­che. In mei­nem Kopf erklingt die Titel­me­lo­die von Indiana Jones. Er würde sich nicht über die Hitze beschweren…

Zurück im ein­zi­gen (Minus**)-Hotel des Ortes. Die gute Nach­richt: Wir haben ein Fens­ter. Die Schlechte: Über uns ist eine Disko, und meh­rere Fami­lien sind unsere Zim­mer­nach­barn. Die süßen Kin­der haben ein tol­les Spiel: Sie knal­len die Tür zu, immer und immer wieder.

Wir sind müde. Da der Boden alle­mal bes­ser ist als die soge­nann­ten Bet­ten, legen wir uns dort nie­der. „Es ist unglaub­lich laut!“ beschwert sich Johan­nes im Dunk­len. Dank Ohr­stöp­seln schla­fen wir ein, wäh­rend die Party weitergeht.

Am nächs­ten Mor­gen tram­pen wir zum nächs­ten Ort. Im Pickup, der uns mit­nimmt, sit­zen drei Ara­ber. Sie schauen uns an, ges­ti­ku­lie­ren wild, spre­chen mit­ein­an­der und lachen. Es ist genau wie in einem Film, den ich mal gese­hen habe. Ich erzähle Johan­nes, wie in dem Film zwei Euro­päer beim Tram­pen im Iraq ent­führt werden.

Johan­nes lacht nervös.

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. ritschie says:

    ihr 2 bei­den mit eue­ren uku­le­len für die völ­ker­ver­stän­di­gung und den weltfrieden…

    ich schließe euch in mein gute-nacht-gebet ein und wün­sche euch nur das beste!
    aber ernst­haft: bitte ein wenig vorsicht!

  2. captain hook auf trockengang says:

    Ein klei­ner gruss von den ber­gen. Nams­teeeee, hach is des scheee!
    Wenn das inner­net nich so laaaaaahhhhm waer, dann wuerd ich glatt auch mal nen paar bild­sche schicken.

  3. Imam says:

    Ja, da lach ich auch irgend­wie ein bischen nervös…
    Ach, Jonny – wie schön schlief sich´s doch in Vlachias´Apotheki …und überhaupt…;-)
    Aber – Alex­an­der „der Schwede“ der gefällt mir sehr, und ich bin froh, ihn bei dir zu wis­sen – spe­zi­ell in dei­nen ori­en­ta­li­schen Abenteuern -

    Auf das ange­kün­digte Video freu ich mich!!

    1. Annilein says:

      Tschul­di­gung, DU bist bekloppt. Ich wuen­sche dir alles Gute und wuerde dich enterben.

    2. klys says:

      über dein ent­er­ben, lie­bes anni­lein, kön­nen wir da nicht doch noch per­sön­lich drü­ber reden? das wäre gar allzu schlimm!

  4. Lule says:

    habe mal gehört, dass die eige­nen Über­le­bens­chan­cen dras­tisch stei­gen, wenn man vor­her am eige­nen Kör­per Mar­kie­run­gen anbringt, wo man am bes­ten schnei­den sollte, wenn einem ne Niere geklaut wer­den soll.

    have fun guys, and enjoy ur little adventure!

  5. Philipp says:

    Die süßen Kin­der haben ein tol­les Spiel: Sie knal­len die Tür zu, immer und immer wieder.

    Ich lach mich scheeepppp!!!
    Hahahaaaa!

    Sehr fein! „Täik käääär“, wie der Mensch von Welt hier im Übri­gen und ansons­ten viel­leicht anmer­ken wol­len würde.

    1. ritschie says:

      du bist schon verrückt!
      pass bloß auf dich auf.
      möchte ungern in den nach­rich­ten von dir hören…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert