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Goe­the in Geor­gien, und ande­rer Quatsch

Zurück in Tif­lis, oder wie es seit 1936 heißt, Tbi­lisi (sprich: tiblisi). Nur die Deut­schen haben das noch nicht kapiert… ist ja auch ziem­lich Wurscht. So, das war die Tri­via des Tages, dankeschön.

In Tbi­lisi, wie ich die Haupt­stadt nun durch­gän­gig poli­tisch kor­rekt nen­nen werde, war es „time to say good­bye“. Alex muss wie­der zurück in die Lon­do­ner Wahl­hei­mat; trau­rig, denn wir sind ein super Team. Aber, wie der gute Goe­the schon zu sagen pflegte: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

(Unfass­bar, was ich heute für einen Quatsch schreibe… ich ent­schul­dige mich schon mal aus­drück­lich und distan­ziere mich deut­lich von mei­nen Aussagen.)

 

Haupt­mis­sion war unsere durch Kohl­sup­pen­kon­sum geschwäch­ten Kör­per wie­der auf­zu­rich­ten. Schnit­zel, sag ich nur! Lecker! Schnit­zel schme­cken nach fünf Tagen Kohl­suppe noch­mal weit­aus bes­ser als in nor­ma­lem wohl­ge­nähr­tem Zustand. Mis­sion accomplished.

Gedan­ken.

Beson­ders gefällt mir ja Ver­fall. Halb­zer­brö­selte Häu­ser wecken bei mir kein Mit­leid mit den Bewoh­nern, son­dern nur den Griff zum Foto­ap­pa­rat. Indus­trie­rui­nen, ver­bli­chene Pos­ter, kaputte Tele­fon­zel­len. So Krams. (Viel­leicht kann mir einer der zahl­rei­chen Psy­cho­lo­gen das erklä­ren, ist das noch normal?)

Tbi­lisi ist wun­der­schön ver­fal­len. In den Außen­be­zir­ken natür­lich sowje­ti­sche Sozi­al­bau­ten, aber da war ich nicht. Das Zen­trum, und beson­ders die Alt­stadt: toll! Die Archi­tek­tur ein deko­ra­ti­ver Mix aus ori­en­ta­li­schen und euro­päi­schen Sti­len, Klas­si­zis­mus und Kara­van­se­rei, klasse. Teil­weise wird viel gebaut und reno­viert, zwi­schen­durch ste­hen aber jede Menge kom­plett zer­bro­che­ner Häu­ser, rut­schen­der Fas­sa­den und abge­knick­ter Balkone.

Die Bal­kone! Fabel­haft, erin­nern mich an Süd­staa­ten-Style-Ver­andas aus Holz, reich ver­ziert, sehr hübsch (wenn auch augen­schein­lich nicht sehr stabil).

Abschied.

Nach­dem wir den Abschied ange­mes­sen mit rus­si­schem Vodka begos­sen haben, und sich Alex in die Tür­kei auf­ge­macht hat, musste ich das gute Air­con-Hotel­zim­mer ver­las­sen und mich wie­der mit den simp­len Freu­den des Hostel­le­bens anfreunden.

Ihr kennt das: Zwei Bade­zim­mer, in einem geht aber dau­er­haft das Licht nicht, im ande­ren der Abfluss nur spo­ra­disch. Ein Pole, der bereits seit zehn Tagen dort wohnt, spielt auf einem erstan­de­nen Gram­mo­phon rus­si­sche Wei­sen und kämpft dabei (ohne Scheiß!) mit diver­sen Schwer­tern, Schlag­stö­cken und Dol­chen gegen einen armen Baum an. Und tötet mit vie­len Schlit­zen eine 0,5 Liter Was­ser­fla­sche, um sich wie an der blu­ten­den Kehle des Fein­des am her­aus­spru­deln­den Nass zu laben. Unsi­chere See­len machte das etwas nervös.

Sind eh viele Polen am Start. Und liebe Tür­ken. Mit denen war ich nett Gin Tonic trinken.

Das Wich­tigste zum Schluss.

Ein Höhe­punkt jagt den nächs­ten: Ich war DAS ERSTE MAL seit Beginn der Reise in einer Zweig­stelle einer der inter­na­tio­nal täti­gen Fast-Food-Ket­ten. Ja, ein­fach so. Aber beson­ders, weil ich das Schild so toll fand, auf geor­gisch (diese Schrift ist so schön!). Gut, ich war noch ein zwei­tes Mal dort. Und ein drit­tes Mal. Aber jetzt ist wie­der Schluss mit dem Quatsch!

Noch mehr Bilder!

See you in Armenia.

Johannes Klaus

Johannes Klaus hängte seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel, um 14 Monate um die Welt zu reisen. Seine Website Reisedepesche wurde 2011 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. In unbeobachteten Momenten streichelt er den Preis zärtlich, besteht ansonsten aber darauf, dass ihm so was völlig egal sei.

  1. Katrin says:

    Ich füge zu Goe­the Tuchol­sky hinzu „Ent­spanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.“

    Eine nei­di­sche, Deine Reise gie­rig ver­fol­gende, Dich in Dub­lin erwar­tende Katrin ;)

  2. Alex der Schwede says:

    Du hast Goe­the zitiert und ich zitiere Arnold Schwar­zen­eg­ger in Terminator:

    „I WILL BE BACK“

    Alles gutes in dei­ner Reise
    Alex der Schwede

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